Sonntag, 23. Dezember 2012

Dressed for Success

Kleider machen Leute und Man kleidet sich für die Stelle, die man anstrebt, nicht für die, die man innehat. Frauen und Männer werden immer noch mehr nach dem Schein als dem Sein beurteilt. Statt sich darüber aufzuregen, gehen wir's doch sportlich an. Frau greift hier ja auf ein Naturtalent zurück - das Stylen.


Grace Kelly im Hafen von Monaco, 1955
Zunächst mal: Die Business Garderobe darf einen finanziell nicht ruinieren und kann auch nach und nach angeschafft werden. Trotzdem sollte frau von Anfang an in gute Qualität und kombinierbare Teile investieren. Viele (junge) Frauen machen den Fehler, ihr Geld auf kurzlebige Trends zu verschwenden. Kein Wunder bei dieser aggressiven Werbung. Geschäftlich punktet nicht, wer  'allpott'  den neuesten Schrei trägt, selbst wenn's einem steht.

Regel 1 ist also, Trendiness privat zu zelebrieren (es sei denn, frau arbeitet in der Werbe-, Mode-, oder Filmbranche, aber das war's dann auch schon auf mit den Ausnahmen). 

Betrachten wir die persönliche Ausstattung als Investition, berechnet sich der ROI durch die Menge Komfort und Respekt, das ein Teil über einen möglichst langen Zeitraum einbringt.


Kosten / Nutzen


Wenn wir also einen Blazer für CHF 50.- bei Zara oder H&M kaufen, der a) schlecht sitzt, b) schon beim anziehen knittert und c) billig aussieht, dann haben wir suboptimal investiert. Die Wahrscheinlichkeit, dass wir stumm für unseren schlechten Stil zurückgestuft werden ('Die kann man keinem Kunden zumuten') ist real. Da wir unabhängig davon bald sowieso aufhören, den Blazer zu tragen, bedeutet einen Reinverlust von viel mehr als CHF 50.- Lohntechnisch kann sowas schnell tausende von Franken und Jahre an Arbeit kosten. Kein Scherz.

Ein einmal ruinierter Eindruck ist schwer zu korrigieren.

Regel 2 - beschränke und fokussiere Dich - Nehmen wir uns ein Beispiel an den Männern - sie haben in der Regel vier oder fünf Anzüge, die sie von Montag bis Donnerstag abwechselnd tragen. Am Freitag gilt in den meisten Firmen "casual Friday" wo es eins seiner 15 Hemden und eine seiner 3 Jeans tut. Schuhe hat der Mann meistens nicht mehr als 5 Paar - schwarz und braun in Leder zum Anzug, Turnschuhe zum Sport, zwei Paar Sneaker und fertig.

Die meisten Frauen denken, die Männer würden etwas drauf geben, wenn wir zwei Wochen lang nie mit demselben Styling auftauchen. Als würden sie wahrnehmen, dass gerade unsere Handtaschensammlung vorgeführt wird - passend zur Schuhsammlung. Fakt ist: Es ist ihnen egal. Sie merken höchstens, wenn das Kleid figurbetonter und das Decolletée tiefer ist, als sonst. Seine weiblichen Kolleginnen mit Trendyness beeindrucken wollen, ist auch kontraproduktiv. Why? Schaffen wir es, hassen sie uns. Schlecht für die Zusammenarbeit. Vor allem, wenn's die Chefin ist.

Was also, soll ich anziehen?


Rachida Dati (FR)
Orientieren wir uns doch an Frauen, die sich ganz bewusst für beste Wirkung kleiden: Politikerinnen.

Abgesehen davon, dass auffallend viele erfolgreiche Frauen auf relativ kurze Haarpracht setzen, dominieren auch klassische, androgyne Kleider, die sehr gut sitzen, wahrscheinlich also massgeschneidert oder zumindest angepasst worden sind.


Must: Gut sitzender Anzug


Gab es bis vor ein paar Jahren noch kaum gute Angebote für Massanzüge für Damen, findet man heute bereits gute Ausführungen ab ca. 350 Franken. Für einen Hugo Boss Anzug von der Stange blättert frau dagegen bis zu 1000.- hin ohne dass er sitzt. Eine sehr gute Auswahl an dezenten Anzügen hat auch Basler (gesehen bei Peter Hahn). Achte darauf, dass das Material Wolle, Kaschmir oder (im Sommer) Leinen ist und halte Dich von Polyester fern. Wer einen Massanzug anfertigen lässt, lässt sich am besten auch gleich einen passenden Rock oder Shiftkleid dazu schneidern.

Weibliche Alternative: Shiftkleid


Shiftkleid, Escada
Das Shiftkleid, auch Etuikleid oder Futteralkleid, ist eine elegante, bequeme, praktische, feminine Alternative zum Anzug. Auch hier sollte das Material Wolle, Kaschmir oder Leinen sein, evtl. geht auch Seide. Im Büro sollte von ärmellosen Varianten abgesehen werden; Erstens sieht man(n) seitlich oft zu weit hinein, zweitens wirkt es (leider) etwas zu sehr nach Freizeit, v.a. wenn man zwischen armen, be-anzugten Kollegen sitzt. drittens sollte frau m.M.n. nur schlanke, straffe und vor allem Cellulite-freie Oberarme zeigen.

Tipp: Unter dem Shiftkleid unbedingt ein (dünnes) Baumwoll-T-Shirt tragen. Blazer weglassen. Schlichtheit mit Schmuck aufpeppen, siehe Bild.


Oberteile


Bluse, Seide, Peter Hahn
Um nicht als "graue Maus" unterzugehen, können Akzente bei Oberteilen gesetzt werden, sowohl in Schnitt, Material als auch Farbe. Tops sind unser Pendent zur Krawatte der Herren. Am pflegeleichtesten und haltbarsten sind Oxford-Hemden, jedoch gibt's die meist nur in hellblau, was nicht jeder steht und etwas langweilig ist. Viskose, Seide und langstapelige Baumwolle sind Acryl und Polyester immer vorzuziehen. Naturfasern sind angenehmer auf der Haut, temperaturausgleichend und entwicklen weniger Geruch. Nachteil ist häufig die Formstabilität, weswegen gerade Viskose- und Baumwoll-Tops ab und zu ausgewechselt werden müssen. Wer auf Seide setzt, geniesst Vorteile beim Bügeln (viel schneller), der Stoff fällt wunderschön und versteckt Pölsterchen.

Schuhe

Give a girl the right shoes and she can conquer the world.

Burberry Brit, Brogue Pump
Nero Giardini
Schuhe sind WICHTIG. Frau muss in erster Linie normal in ihnen gehen können. Ausserdem müssen sie bequem, einigermassen pflegeleicht und haltbar sein. Wir tragen sie verdammt nochmal den ganzen Tag. Jeden Tag.

In der Schweiz gibt es kaum anständigen Schuhe für Frauen. Entweder sind sie vulgär hoch, unbequem und zu allem noch teuer (Bally) oder Ostblock-mässig hässlich und / oder billig gemacht (Vögele, Zara etc.). Auch hier haben die Männer uns einiges voraus. Für sie gibt es schon ewig qualitativ hochwertige, super elegante Lederschuhe, meist mit Lochmuster, was sie sehr edel aussehen lässt. 

Georgia Rose
Als Frau muss man etwas Zeit investieren oder eine Reise nach Italien auf sich nehmen, um gutes Schuhwerk zu finden. Ich persönlich empfehle einen Abstecher zu Nero Giardini in Mailand oder Rom (schön dort! ;). Zu empfehlen sind neben zwei Paar Pumps und zwei Paar flachen Schuhen auch zwei Paar Stiefeletten. Wieso alles in doppelter Ausführung? Leder nimmt die Feuchtigkeit des Fusses auf und sollte nach jedem Tragen mindestens 24h trocknen - am besten mit Schuhspannern, damit die Form bewahrt werden kann. Ausserdem sollten Lederschuhe regelmässig gewachst und imprägniert werden. Sohlen können für unter CHF 30.- restauriert werden, aber Beulen und Knicke kriegt man nicht mehr raus.

Im Winter trägt frau wetterfeste Boots für den Weg ins Büro, die Lederschuhe werden erst dort angezogen.

Übrigens, Thema Stiefel: Es gibt wunderschöne, zweifellos, aber sie gehören nicht ins Büro. Erstens sind sie unbequem, wenn sie den ganzen Tag getragen werden, und wirken zweitens viel zu leger (oder milieu-mässig). Viele Frauen scheinen auch nicht zu erkennen, wie unvorteilhaft Stiefel an stämmigen Beinen aussehen. Da ist ein Pump in jedem Fall die bessere Wahl.

Handtasche


Chiarugi Cartella, Firenze
Die berufstätige Frau setzt auf eine elegante Aktenmappe, keine Handtasche. In eine Handtasche passt weder ein Laptop noch ein A4 Mäppchen - also total unpraktisch. Peinlich wird's, wenn frau zur Mini-Handtasche drei (alte) Designer-Papptüten trägt - sozusagen als Platz-Extension. Schöne Aktenmappen gibt's zum Beispiel von Chiarugi Florenz.

Mantel


Jede Frau sollte sich mindestens einen schwarzen Mantel anschaffen. Edel ist Kaschmir, aber leider in Regen  und Schnee nicht zu gebrauchen (fuselt). Trotzdem - ich persönlich liebe meinen Kaschmirmantel, den Glanz, den Griff, die Leichtigkeit... daneben habe ich noch einen Wollmantel als Alternative. Achtung: Mäntel immer in der Grösse kaufen, die locker über den Blazer getragen werden kann. Zum Einkauf am besten einen Blazer mitnehmen (oder gleich beim Schneider machen lassen).

Schmuck, Schals, Brillen



Perlen, Kurz Juwelier
Geschmacksache! Ich persönlich finde, es sollten keine Vorschriften gelten punkto schmückenden Accessoires. Irgendwo muss frau sich noch verwirklichen und Akzente setzen können. ;) Tipp: Zu Vorstellungsgespräch und Lohnverhandlungen immer Echtschmuck tragen.








Zuletzt: Frisur

Gehört nicht direkt unter die Rubrik "dressed", wirkt aber genau so stark, wie das Outfit. Die meisten Frauen (man achte sich auf der Strasse) tragen ihr Haar lang und offen, zum Teil auch einfach im Pony. Das ist okay, sieht aber leider schnell langweilig und öd aus. Frau sollte sich ab einem gewissen Alter eine anständige, interessante Frisur zulegen - und sie pflegen.

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