Sonntag, 27. September 2020

Schmerzlos Sparen - oder wie man sein Geld nicht zum Fenster rauswirft

Wie viel Geld hast Du in Deinem Leben schon verdient? Ich hab es einmal zusammen gezählt. Das war leicht, denn ich weiss meine Jahresgehälter allesamt noch auswendig. Als ich die Zahl mit meinem Kontostand verglich, fragte ich mich schon, wo das alles hingekommen ist.

Antwort: Kleiderschrank, Auto, Reisen, Hobbies, Restaurantbesuche... was haben wir die zwanziger nicht genossen. :) Ganz befriedigend ist das dann natürlich aber nicht, wenn man über dreissig ist und sich langsam mit Fragen der Langfristigkeit auseinandersetzt. Noch drängender wird die Finanzplanung, wenn frau Mutter geworden ist und wegen Teilzeitarbeit merklich weniger Geld verdient.

In der Mitte des Lebens gibt man halt auch gern Geld aus, man verdient ja auch mehr als früher. Aber wir haben heute auch viel mehr Lebensjahre vor uns, als vorherige Generationen - und dabei werden wir auf dem Arbeitsmarkt tendentiell unattraktiver (ältere Mitarbeiter sind teurere Mitarbeiter). Auch die Globalisierung erschwert die Karriere. Darum: In den fetten Jahren sparen und investieren, dann hast du in den mageren.

Heute meine Tipps für schmerzloses (also relativ schnelles, leichtes) Sparen. In einem andern Post schrieb ich bereits über Kapitalvermehrung, sprich Investieren.

1.) Ein Auto nie neu kaufen

Der Abschreiber auf einem neuen Auto kann einfach durch nichts gerechtfertigt werden. Besser einen Mehrjährigen kaufen, der noch gut im Schuss ist (schön, wenn der Wagen erst einen Vorbesitzer hatte). Noch günstiger wäre natürlich KEIN Auto, aber so weit würde ich nicht gern gehen. ;-)

2.) Preise vergleichen bei Service, Reparaturen und Ersatzteilen vom Auto

Es lohnt sich, im nahen Ausland bei einer Garage nachzufragen. Gerade planbare Arbeiten wie Service, Bremsen-Ersatz oder Zahnriemen-Ersatz (nach 10 Jahren fällig) sowie Karrosseriearbeiten (Beulen, Kratzer) lohnen sich ganz schnell. Ich persönlich zahle regelmässig nur die Hälfte von dem, was ich in der Schweiz zahlen müsste, inklusive Ersatzwagen. Auch beim Reifenkauf lässt sich Geld sparen, wenn man die überteuerten Pneuhäuser in der Schweiz meidet (z.B. bei reifen.de Deutschland). Sowohl auf die Arbeiten als auch auf die Teile lässt sich die Deutsche MwSt übrigens zurückfordern.

3.) Versicherungen: Jedes Jahr vergleichen und ggf. wechseln


Jedes Jahr steigen die Krankenkassenprämien um 2-5%. Das BAG hat sogar eine Hotline für besorgte Bürger eingerichtet. Es lohnt sich also jedes Jahr, die Prämien und auch Leistungen zu vergleichen. 

Was viele nicht wissen: Krankenversicherungen sind per Gesetzt verpflichtet, jede/n Gesuchssteller in die Grundversorgung aufzunehmen. OHNE Gesundheitsprüfung, OHNE Vorbehalte. Genau darum lohnt es sich, jedes Jahr die Kosten für die Grundversicherung zu vergleichen. Es lohnt sich selbstredend auch, ab und zu die Hausrat-, Haftpflicht- und Autoversicherung zu vergleichen - am einfachsten auf comparis.ch

4.) Kleider und Schuhe bewusst kaufen

Bei der persönlichen Ausstattung sollte man, wie ich im Artikel "Dressed for Success" schon betont habe, grundsätzlich nicht an der Qualität sparen, wohl aber an der Menge (siehe Artikel "Kleiderschrank Strategien"). Von den mittlerweile leider zahlreichen Deutschen Arbeitskolleginnen und -kollegen in der Schweiz (ich mag sie als Person, aber sie führen dazu, das InländerInnen weniger Chancen auf dem Arbeitsmarkt haben), erfuhr ich vor einigen Jahren, dass wir SchweizerInnen leider viel  zu viel für Markenkleider zahlen. Deutsche gehen darum in Deutschland einkaufen. Keinem von denen (die gleich viel verdienen, wie wir Schweizer) käme es in den Sinn, in der Schweiz teilweise mehr als doppelt soviel fürs exakt gleiche Kleidungsstück auszugeben.

Wem der Weg in die Outlets (z.B. Menzingen) zu weit ist, der kann auch bequem an ein Paketfach an die Grenze liefern lassen (z.B. mit Grenzpaket) und zahl oft nur die Hälfte des Schweizer Preises. Nimmt man sich für einen Ausflug ins Outlet Zeit, kann man auf der Rückreise am Zoll auch gleich den Ausfuhrstempel holen und sich später die Deutsche Mehrwertsteuer zurückerstatten lassen.

5.) Dinge reparieren lassen

Wir tendieren dazu, gerade Elektronik und Haushaltgeräte wie Staubsauger viel zu schnell zu entsorgen. Es ist auch mühsam, die Dinger in den Laden zurück zu schleppen. Warum kann es sich dennoch lohnen? Auf vielen Geräten lässt sich bereits beim Kauf eine Garantieverlängerung abschliessen. Weiss man nun, dass ein Staubsauger oder die Schallzahnbürste im Schnitt nach drei Jahren kaputtgeht, kann man sich das Sparpotenzial ausrechnen. Die Hersteller tauschen defekte Artikel häufig einfach gegen neue aus, statt sie zu reparieren.

Dabei sind Staubsauger noch die kleinsten Investitionen - denken wir weiter: Tumbler, Geschirrwaschmaschine, Waschmaschine, Rasenmäher, Surround-Anlage, Luftbefeuchter, TV, Laptop... da kommt schnell was zusammen.

Übrigens kann man auch Schuhe reparieren lassen. Die guten Italienischen sehen danach fast wie neu aus.

6.) Cut the crap - Starbucks und andere überteuerte Restaurants

Nichts gegen ein bisschen Joie de Vivre im Alltag - aber wie viel man in den Schweizer Städten (allen voran Genf und Zürich) für ein Steak zahlt, ist eine Frechheit. Auch dass man bei Starbucks für einen Kaffee "Tall" (3,5dl zu 90% aus Milch) CHF 6.90 abdrücken muss. Bei einer fünftage Woche mal ca. 47 Arbeitswochen im Jahr spart man also CHF 1621.50 pro Jahr.

Alternativen:

Kaffee auf jeden Fall SELBER MACHEN. Wem das Starbucks Logo wichtig ist, kauft sich einen Thermo-Mug (oder einen Sticker und klebt ihn auf eine Thermotasse).

GUTES Fleisch lieber selber kaufen, Freunde einladen und zusammen kochen / grillieren. Hier zwei ultra coole Links für feines Fleisch: kuhteilen.ch und luma-delikatessen.ch


7.) Kreditkarten vermeiden

Warum verschleudern so viele Leute jährlich Millionen und Abermillionen an Kreditkartenfirmen? Kreditkarten kann und soll man am besten gänzlich vermeiden.

Wer nur einen Teil der Rechnung bezahlt, muss mit Schuldzinsen und teilweise auch Mahngebühren rechnen. Verzinst wird dabei übrigens mehr als nur der effektiv fehlende Restbetrag. Wie man hier abgezockt wird, hat Kassensturz erklärt.

Wir tendieren dazu, mehr Geld auszugeben, wenn die traurige Wahrheit über unsere Ausgaben erst verzögert eintrifft. Wird jede Ausgabe direkt vom Konto abgebucht, hat man ein besseres Gefühl dafür, wo man finanziell steht, und hält sich zurück.

Ich empfehle, im In- und Ausland die Maestro Karte einzusetzen. Dieses so genannte Debit-Produkt belastet den Betrag direkt dem Konto. Man kann nicht mehr ausgeben, als man hat. Für online Shopping ist die brandneue Mastercard Debit erhältlich (z.B. bei der Credit Suisse). Sie ersetzt in den nächsten Jahren die Maestro und kann wie eine Visa oder Mastercard Kreditkarte - online oder offline - eingesetzt werden, ist dabei aber bei weitem günstiger. Einziger Nachteil: Debit-Produkte haben im Moment noch keine Mobile-Payment Funktion, man kann sie also im Handy nicht für kontaktloses Zahlen hinterlegen. Wem das wichtig ist, empfehle ich Revolut als Prepaid-lösung fürs Telefon und fürs Internet.


8.) Impulskäufe vermeiden

Eigentlich gehört der Punkt auf Platz eins, aber nicht alle sind gleich anfällig für so genannte "Schnäppchen". Eine gute Regel ist: Kaufe nichts, was du nicht auf der Einkaufsliste hattest. Gute App für Einkäufe: Bring

Gerade in Corona-Zeiten solltest Du sowieso nur einmal pro Woche einzukaufen (und nie hungrig). Bei grösseren Posten wie Einrichtungsgegenstände oder Sport-Equipment solltest du immer eine oder zwei Nächte darüber schlafen.

Ich persönlich hab angefangen, meinen online Warenkorb jeweils 24 Stunden "stehen" zu lassen. Bei den meisten online Shops geht das heutzutage problemlos. Dann gehe ich die Teile nochmals durch und frage mich bei jedem einzelnen: "Brauch ich das wirklich?" "Hab ich nicht schon sowas?" "Ist es den Preis wert?" und (bei Kleidern): "Kann ich es überhaupt mit anderen Sachen kombinieren? Wann will ich das konkret anziehen?"


9.) Und zu guter letzt: Sich immer die SPARMOTIVATION VOR AUGEN HALTEN

Im / auf Portemonnaie ein Foto des Ziels kleben, auf das man hinspart. Wirkt wunder. :)













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