Montag, 14. Januar 2013

Erfolgfaktor Körpersprache

Körpersprache lesen können ist Match entscheidend in so vielen Situationen. Privat mag es ums Aushandeln simpler Fragen wie 'wer macht den Abwasch' gehen, geschäftlich auch schon mal um so grundlegende Dinge wie das eigene Gehalt. Hier ein paar Basics und Übungen für solche, die sich in Sachen Körpersprache verbessern wollen.


Ich unterscheide grundsätzlich in zwei Disziplinen; Körpersprache lesen / verstehen und die eigene Körpersprache kontrollieren. Beides kannst Du üben. Fortschritte erzielen wir am schnellsten wenn wir uns jemand coacht, am besten ein Arbeitskollege, der ebenfalls Freude und Interesse an der Thematik hat. Nennen wir ihn / sie Ghostreader. ;)

Körpersprache lesen


Hierzu muss man erst die 7 'Basis Emotionen' kennen und ihre Merkmale studieren:

  • Freude
  • Traurigkeit
  • Wut
  • Angst
  • Überraschung
  • Verachtung
  • Ekel




Vorgehen / Übung: 

Eine gute Übung ist, in einer Sitzung eine bestimmte Person zu beobachten (möglichst so, dass sie / er es nicht merkt) und zu zählen, wie oft man welche Emotion anhand der Merkmale (siehe Link oben) zu erkennen geglaubt hat und die Ergebnisse anschliessend mit dem Ghostreader zu vergleichen und die Ergebnisse zu diskutieren. Unterstützend kann die Sprachmemo-App (iPhones) mitlaufen, oder - wer's wirklich ernst meint -  macht eine Videoaufnahme.

Anfänglich wird Dich dieses Beobachten vom Gesprochenen ablenken, weshalb sich die Übung eher für Sitzungen empfiehlt, in denen viele Leute teilnehmen und Dein Beitrag nicht unbedingt gefragt ist. Du kannst auch an Elternabenden, Gemeindeversammlungen o.ä. teilnehmen.

Ziel: Mit dieser Übung verbessern wir unsere grundsätzliche Fähigkeit, zu registrieren, was in andern gerade vorgeht.

Körpersprache interpretieren


Haben Du oder der Ghostreader die Möglichkeit, die Person auf das Beobachtete (aufgenommene) anzusprechen, um herauszufinden, was der Auslöser der Emotion war, kannst Du Deine Annahmen mit Fakten abgleichen. Aber bedenke; Menschen sind stolz und empfindlich. Du wirst öfter genau das Gegenteil von dem hören, das Du denkst, beobachtet zu haben. Wiederhole im Zweifelsfalle Deine Frage, variiere die Formulierung, und vielleicht näherst Du Dich damit der Wahrheit an. Die Art, wie Du nachfragst, sollte auf jeden Fall unterstützend und freundschaftlich gehalten sein, z.B.:
"Du hast ja eben diesen Task XY erhalten, brauchst Du da noch Hilfe oder kommst Du klar?" Vermeide, Deine Beobachtung in der Fragestellung zu suggerieren, etwa: "Ärgert es Dich, dass man Dir diesen Task zugeteilt hat?" So erfährst Du kaum, ob der andere verärgert ist oder nicht.

Körpersprache lesen und interpretieren ist wertvoll, weil fragen selten der Weg ist, die Wahrheit herauszufinden.

Körpersprache kontrollieren - passiv


Topmanager erhalten früher oder später im Laufe der Karriere ein so genanntes Medientraining. Teil davon ist auch, wie man seine Körpersprache kontrolliert. Wenn Du das "Glück" hast, z.B. einem Topbanker zu begegnen, nutze die Gelegenheit, seine / ihre Körpersprache zu studieren. Die wird Dir vielleicht merkwürdig steif vorkommen. Diese Leute bewegen ihre Hände oft weit weniger, als wir, wissen immer, wo ihre Beine und Füsse sind und schauen Dir im Gespräch praktisch immer in die Augen (wenn Du sie anguckst). 

Das hat nicht nur damit zu tun, dass sie langweilige Spiesser sind, man hat sie trainiert, möglichst wenig von sich preis zu geben und sich immer bewusst zu sein, was sie tun. Wenn Dich so einer z.B. irgendwo berührt - und sei es mit seinem Schuh an Deinen - dann mit Kalkül, nicht aus einem Impuls heraus. Unheimlich? Absolut. Aber auch extrem spannend. Sportlich gesehen hebt es die nonverbale Kommunikation auf ein herausforderndes Level.

Wie man vermeidet, gelesen zu werden


...in Situationen, in denen man es einfach nicht möchte, etwa wenn Du lügst / bluffst, die Antwort nicht weisst / improvisierst, Dir jemand extrem gefällt / Du aufgeregt bist, Du etwas unbedingt möchtest, es Dir aber nicht anmerken lassen willst etc.

  1. Vermeide Bewegung, wo es geht
    Es hat schon einen Grund, wieso oben erwähnte Topkader so sparsam mit ihren Bewegungen umgehen; jeder Move, jede Muskelzuckung birgt die Gefahr, etwas zu zeigen, das man nicht zeigen will. Zittern die Finger, weil Du nervös bist? Vermeide es, etwas anzufassen (Stift, Papier, Kaffeelöffel etc.) Hast Du das Bedürfnis, dauernd auf Deinem Stuhl hin und her zu rutschen? Hör damit auf. Spiele nicht mit dem Kugelschreiber oder Deinem Haar.
  2. Nimm eine lässige Haltung ein, die trotzdem von Respekt und Interesse zeugt
    Verschränkte Arme und Beine heissen zwar nicht "ich verschliesse mich" wie das früher oft gelehrt wurde, wird aber unterbewusst schon eher als ablehnende Geste wahrgenommen. Wenn Du also an einem Tisch sitzt und Dein Stuhl Armlehnen hat, verschränke nur die Beine (kann man eh kaum sehen) und lege die Arme locker links und rechts auf die Lehnen.
  3. Kontrolliere Deinen Blick: Etwas vom Schwersten! Schauspieler üben das sehr lange. Die meisten Menschen folgen hier dem ersten Impuls, ohne es sich bewusst zu sein. Das Gegenüber trägt eine bunte Krawatte - man schaut immer wieder hin. Da ist eine Narbe - wir können fast nicht anders. Aber Du kannst. Es ist eine Frage des Willens. Es gibt Damen, die absichtlich tiefe Decolletées zu Verhandlungen tragen, weil sie wissen, dass sie damit Männer ablenken können. Wie frustrierend, wenn die dann nicht darauf reagieren! Scheinbar. ;) Starre den Leuten auch nicht dauernd in die Augen. Wechsle ab - blicke auf Unterlagen, während des Zuhörens ins Leere oder werfe den Blick (v.a. beim sprechen) bewusst von einem Zuhörer zum andern.

Und hier noch ein paar Tipps für den Notfall:


Atme

Wenn Du feststellst, dass Du Dich verkrampfst, wenn Du Dein Herz wild schlagen fühlst oder Schweisshände kriegst - atme ganz bewusst etwas tiefer und langsamer. Du kannst Dich deswegen trotzdem noch auf das Gespräch konzentrieren, aber Du beruhigst Dich und distanzierst Dich ein klein wenig von der Stresssituation.

Bewege Dich langsamer

Simples Beispiel, das wir aber vermutlich alle kennen: Dein Zug fährt in 7 Minuten und Du brauchst 5 um aus der Wohnung zum Perron zu kommen. In der Hast weisst Du nicht mehr, wo das Handy liegt, Du siehst den Smoothie nicht im Kühlschrank obwohl er genau vor Deiner Nase steht und der Wohnungsschlüssel fällt Dir dreimal runter. Bestes Rezept: Beweg Dich halb so schnell wie Du eigentlich möchtest.

Supernotfall: Hustenanfall vortäuschen - der Ohnmachtsanfall der Neuzeit ;)

Echt nur wenn's gar nicht anders geht: Jemand hat Dich auf dem falschen Fuss ertappt? Du hast akuten Erklärungsnotstand? Dein Parkometer ist gerade abgelaufen und Dein Chef will was? Deine Mutter kreuzt im selben Take-Away auf wo Du mit den Bürokollegen stehst? Huste was das Zeug hält und flüchte auf die nächste Toilette. 




Danke fürs Lesen! Magst Du meinen Blog? Spendier mir einen Tee! :)   

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