Montag, 26. September 2016

Marketing Automation für Startups

Startups müssen meistens etwas sparen. Marketing Automation / Automatisation - sofern die Gründer denn wissen, was es ist - wird deshalb häufig von vornherein als "zu teuer" abgeschrieben. Aaaaber es gibt Marketing Automatisation (denke z.B. Inbound Marketing) auch als günstiges DYI.


In meinem Blog hab ichs nie erwähnt, aber im "echten Leben" verdiene ich meine Brötchen (noch) mit Marketing. Marketing - in all seinen Formen - ist auch eins meiner Hobbies geworden. Mehr als nur Arbeit. Darum heute ein Post über Marketing Automatisation für Startups (oder Mompreneurs oder Arbeitssuchende oder andere Machertypen). :-)

Kampagnen-Tool

Campaign Monitor ist seit 2016 mein Lieblings Kampagnen-Tool. Vorher nutzte ich Mailchimp, aber Campaign Monitor kann so viel mehr (und macht so viel schönere E-Mails). Innert zwei Minuten hat man einen Account erstellt und kann eine Verteilerliste vorbereiten. Man beachte: Singular.

Verteilerlisten und Segmente

Mein wichtigster Tipp gleich zu Beginn ist nämlich: Viele Segmente statt viele Listen. Why? Es wird so kommen, dass ein Kunde / Kontakt in mehrere Segmente passt. Es wäre doof, diesen einen Kontakt dann in mehreren Listen zu führen. Die Auswertung leidet auch drunter.

Felder

Zu Beginn schaffen wir gleich folgende spezielle (custom) Felder:

  • Anrede (was auch gleich das Geschlecht angibt)
  • Vorname
  • Nachname und 
  • Aktionsdatum (dazu ganz unten mehr)
Da Campaign Monitor ein amerikanisches Tool ist, führt es standardmässig Vor- und Nachname in ein Feld "Fullname" zusammen. Bei formeller Anrede wird das unpraktisch (die Amis kennen das halt nicht). Darum müssen diese Felder als "custom fields" angelegt werden (und in allen Formularen auch korrekt angesteuert werden).

Da Segmente anhand von Feldern gebildet werden, ergeben mehr Felder mehr Möglichkeiten. Pflegst Du zum Beispiel von Anfang an Geburtdaten ein, kannst Du später eine automatisierte Geburtstags-Gratulations-Kampagne laufen lassen (set up once, runs fine forever).
Beispiel: Felder einer Verteilerliste in Campaign Monitor
Um Segmente nutzen zu können, müssen sie erst eingerichtet weden. Dazu auf Lists & Subscribers > entsprechende Liste > Segments gehen.

Segment anhand von Kriterien = Feldern bilden

Ein simples Segment wäre zum Beispiel "Alle Frauen" und sähe so aus:


Wie man sieht, kann man auch komplexere Segmente bilden, z.B. "Alle Frauen im Umkreis von 50km um Zürich":



Die Location ermittelt Campaign Monitor anhand der IP Adresse, die bei einem Klick auf einen Link in einer (vergangenen) Kampagne mitgegeben wurde. Ist nicht sehr präzis (auch Leute unterwegs im Zug öffnen Kampagnen), aber ziemlich. Hat man noch nie eine Kampagne verschickt, wird dieses Segment aber demzufolge auch niemanden einschliessen.

Wann macht so ein (geo-) Segment Sinn? Zum Beispiel, wenn man kurzfristig einen Anlass / Auftritt kommunizieren möchte, der nur für Leute im engeren Umkreis interessant ist.

Man kann auch Empfänger ausschliessen, was auch praktisch sein kann, z.B. wenn man eine Kampagne zum Thema Altersvorsorge verschickt und nur Leute ab 40 adressieren möchte (dazu braucht man dann eben die Geburtsdaten).

Automatisation

Wann will ich eine automatisierte Kampagne abfeuern?

Sich dies überlegen steht natürlich am Anfang (und oft macht man später neue Segmente). Ich hab bis jetzt immer in Fällen auf Automatisation gesetzt, wo ich schlicht nicht selber E-Mails schreiben (oder jemand anderes armes damit betrauen) wollte. Zum Beispiel in folgenden Use Cases:
  • Jemand hat sich neu registriert (zB. für das Segment "Newsletter") und erhält eine Registrations-Bestätigung. Gab's in den zwei Monaten vor dieser Registrierung einen Newsletter, würde ich den als genug aktuell bewerten, um ihn auch gleich mitzuschicken. Geht alles.
  • Jemand hat sich für einen Anlass angemeldet (Segment "Anlass XY") und kriegt eine Bestätigung der Anmeldung und den Kontakt (nochmal), bei wem man sich bei Fragen melden darf.
  • Jemand hat eine Offertanfrage gestellt (Segment "Offerte", "Interesse XY") und kriegt eine Bestätigung des Eingangs der Anfrage mit einer Info, bis wann sich jemand meldet. Achtung: Für Sales-Prozesse gibt es bessere Lösungen, als das Gebastel hier (z.B. Pipedrive) aber dazu ein andermal mehr.
  • Jemand hat Geburtstag / ein Jubiläum und kriegt automatisch Glückwünsche.
  • Im E-Commerce gibt es noch haufenweise andere Trigger aber auch da gibt es dann auch bessere Lösungen, als das hier vorgestellte "Gebastel". :) (z.B. Odoo)

Positiver Trigger

Ein positiver Trigger kann jede Aktion sein - eine Event-Anmeldung bedeutet, dass ein Kontakt ins Segment "Zusagen Event XY" eintritt. Das kann dann für diverse (auch zeitversetzte Kampagnen) genutzt werden.

Negativer Trigger

Spannend sind auch negative Trigger - wenn der Empfänger etwas unterlassen hat. Klassisch: Die Person hat die letzte (oder die letzten zwei) Kampagnen nicht geöffnet. Ein solches Segment sähe etwa so aus:

Diese 183 Personen könnte man jetzt mit einer speziellen Kampagne noch einmal ansprechen (z.B. schickt man ihnen 20% Rabatt zusätzlich oder dergleichen).

Wie richte ich eine automatisierte Kampagne ein?

Nehmen wir mal den Fall "Newsletter-Registration". Unter Automation auf "Create a new journey" klicken. In dieser (praktisch selbst erklärenden) Ansicht definiert man, für welche Verteilerliste (hoffentlich hast Du nur eine), bei welcher Aktion (z.B. "Subscriber enters a segment" - "Newsletter") was passieren soll ("E-Mail schicken").


That's it! So einfach. So kann man verschiedene automatisierte Kampagnen einrichten und spart sich jede Menge Arbeit. :-)

Noch ein Wort zum Aktionsdatum

In Campaign Monitor kann man mit Hilfe eines custom date fields (Datumsfeld) verzögerte Kampagnen einrichten. Dazu erstellt man eben ein "custom feld" im Datumsformat (als nicht zwingend). Wann macht das Sinn? Nehmen wir an, wir bieten ein Whitepaper zum Download an, aber nur, wenn die Person, die es möchte, uns ihre E-Mail und Personalien angibt (sich registriert).

Ich verwende für solche Formulare Typeform (jeweils natlos in die Website integriert). Die Informationen aus Typeform schicke ich mit einem "Zap" (Zapier) an Campaign Monitor - inklusive dem hidden field "Aktionsdatum". Das ist einfach das Datum, an welchem sich die Person für das Whitepaper registriert hat. Warum nehme ich als Trigger nicht einfach das "Subscription date"? Weil es sein kann, dass wir diesen Kontakt bereits in der Verteilerliste haben, einfach noch nicht in diesem Segment. Ihr "Subscription Date" wäre demnach nicht der Zeitpunkt, an dem sie nach dem Whitepaper verlangt hat.

In Campaign Monitor hinterlege ich dann einen Automated Workflow, der sofort den Link aufs Whitepaper per E-Mail an die interessierte Person schickt.

Das "Aktionsdatum" Feld braucht es also, damit nach einer Verzögerung von 10 Tagen ein automatisches Nachfass-E-Mail geschickt werden kann. Das sieht so aus (hier verschickten wir den Link zu einem YouTube Tutorial):


Übrigens, eine nette Option ist noch, dass man den Absender jedes E-Mails individuell definieren kann. So habe ich es so eingerichtet, dass die Nachfass-E-Mails immer von meinem Kollegen im Verkauf kommen (Rückfragen gelangen so direkt an ihn). Bei Anlässen ist der Absender immer die Person, die den Anlass bei uns organisiert und so weiter.

So. Und damit schliesse ich den Beitrag heute und wünsche viele kreative Stunden beim auto-campaignen!