Mittwoch, 30. Juni 2021

Wie man mit Nachahmern und Kopierern umgehet

Eigentlich ist es ein Kompliment, wenn andere sich zu persönlichen Nachahmern oder gar Kopierern machen. Es kann aber auch auf die Laune schlagen, Freundschaften beschädigen oder der Karriere schaden. Wie geht man am also besten mit einfallslosen Mitmenschen um, die geistiges Eigentum nicht respektieren?

1. Erst einmal ruhig bleiben.

Sich aufregen bringt selten etwas, seien wir mal ehrlich. Wenn du also kannst, nimm es gelassen. Ja, im Grunde ist es ja ein super Kompliment, wenn die Kollegin ein cooles Outfit von dir praktisch 1:1 kopiert hat. Dass ihr jetzt nebst eigener Phantasie auch noch der Anstand fehlt, den Look eben nicht dort zu tragen, wo du bist - im gleichen Büro z.B. - ist natürlich nicht so toll. Falls es hilft: Geh zunächst einmal von einem Versehen oder Zufall aus.

2. Den Grund in Erfahrung bringen.

Als ich mit 17 das erste mal meinen eigenen Stil entwickelte, kopierte meine damalige Freundin an der Kantonsschule eiskalt alles davon - vom Haarschnitt über die silbrig lackierten Fingernägel bis zum exakt gleichen Sneaker Modell. Da hatte ich den Mut nicht, sie dafür zu kritisieren. Ich war damals 17. Heute bin ich doch wesentlich reifer und direkter. Es braucht immer noch eine Portion Mut, jemanden auf offenkundiges Fehlverhalten anzusprechen, aber Mut kann man lernen. Darum: Frag, ob es Zufall ist, dass jemand genau gleich rumläuft, wie du. Falls dann, was wahrscheinlich ist, vehement abgestritten wird, quittiere es mit einem freundlichen Lächeln und einem "Okay, nichts für ungut."

Meistens reicht das dann schon, um jemand erwachsenes in die Schranken zu weisen. Es ist ja einfach auch schlicht peinlich, beim Nachahmen erwischt zu werden.

Anders verhält es sich bei Leuten, die ganze Powerpoint Präsis von dir übernehmen, deine Texte als ihre verwenden (ohne Hinweis auf dich als Autor:in) oder deine Ideen als ihre ausgeben. Hier kannst du direkt zu Schritt 4. weitergehen (ausser, du findest das total in Ordnung, dann kannst du hier aufhören, zu lesen).

3. Seinem eigenen Willen gewahr werden.

Es ist nicht immer sonnenklar, dass man sich gegen Nachahmer:innen und Kopierer:innen wehren will. Manchmal findet man es auch herzig, z.B. wenn es sich um Kinder handelt. Oder um handicapierte, wie z.B. Leute mit Down-Syndrom. Es lohnt sich daher, situativ zu entscheiden, ob man jetzt möchte, dass diese Person damit aufhört, ob sie weitermachen darf, in einem anderen Umfeld / Rahmen oder ob es einem grundsätzlich einfach am Allerwertesten vorbeigeht.

Beispiel: Ich arbeitete einmal bei einem grossen Finanzdienstleister mit über tausend Mitarbeitenden am Standort als Senior Fachkraft. In meiner Abteilung fing eine sehr junge Frau als KV-Lehrtochter an. Sie himmelte mich vom ersten Moment an und kopierte bald mein ganzes Erscheinungsbild. Mir war das egal, denn ich sah sie mehr als Kind und sicher nicht als jemand, der meiner Karriere schaden oder meine Autorität untergraben könnte.

4. Grenzen setzen, Konsequenzen aufzeigen.

Anders verhält es sich dann eben bei unerwünschtem Kopier-Verhalten. Leider hab ich es mehr als einmal erlebt, dass sich andere Leute einfach mit meiner Arbeit geschmückt haben. Dort suche ich heute das Gespräch und mache klar, dass ich das nicht wünsche.

Es hat ja auch direkten Einfluss auf meine Motivation und schlimmstenfalls auf die Qualität meiner Arbeit. Wenn ich davon ausgehen muss, dass die idiotische Chefin meine Marketingtexte einfach als die ihren ausgibt in der internen Kommunikation (true story) werde ich aufhören, welche zu texten. Oder ich werde schlechter texten / mir keine Mühe mehr geben. Oder ich werde nur noch dort texten, wo sie meine Texte nicht mehr sehen kann (schwierig) oder ich werde die interne Kommunikation selbst übernehmen. Der Konflikt ist so oder so vorprogrammiert.

Es kommt zum Glück selten vor, dass Chefs so dämlich sind, und eine der Grundregeln der Personalführung einfach ignorieren: Die Mitarbeitenden für ihre Arbeit honorieren. Tun sie es doch, wird vermutlich auch ein Gespräch nichts daran ändern, aber haben muss man es trotzdem. Und ändert sich dann nichts, schlage ich heute sogar vor, auf die nächsthöhere Stufe zu eskalieren. Denn es ist vielleicht im Interesse des Low-Level-Chefflis, dich zu demotivieren und deine Arbeit zu kopieren, aber vermutlich nicht in dem seines/ihres Vorgesetzten. Denn irgendwer erkennt dann ja schon irgendwann, wer eigentlich für die gute Arbeit verantwortlich ist und möchte diese Personen in der Firma behalten.

Wichtig ist auch, dass du ganz klar sagst, was für Konsequenzen folgen, wenn sich nichts ändert.

5. Konsequent sein.

Leere Drohungen bringen dir nie was. Kennt man ja aus der Kindererziehung: Folgt die angedrohte Konsequenz nie, funktioniert auch die Drohung bald nicht mehr.

Bei der nachahmenden Freundin oder der kopierenden Chefin gibst du also eine gelbe Karte (und nur eine, denn diese Leute wissen spätestens jetzt ganz genau, was sie gemacht haben und dass du es gemerkt hast und dass du es nicht durchgehen lässt). Die rote kann dann sein, dass du die Person öffentlich anprangerst, das Plagiat öffentlich machst oder halt kündigst / die Leistung verweigerst / die Freundschaft beendest.

Und noch zum Schluss...

  • Unterschätze den Schaden nicht, der aus Kopieren und Nachahmen für Menschen entsteht, die eine gute Idee hatten. Wenig ist demotivierender, als eine gute Idee an einen Fake abtreten zu müssen, vor allem, wenn jemand nicht jeden Tag gute Ideen hat. Ideen sind extrem wertvoll, darum werden sie so oft gestohlen.

  • Achte selber bewusst darauf, Ideen und Leistungen anderer - deutlich - anzuerkennen und zu honorieren. Stehle selber niemals Ideen und kopiere auch nie den Stil anderer Personen. Lass dir selber was einfallen, du kannst das.

  • Wenn du beobachtest, dass in deinem Team / Umfeld jemand eine andere Person kopiert oder ihre Leistung für sich beansprucht, stelle das öffentlichkeitswirksam richtig. Wer nur zuschaut, macht sich mitschuldig.



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