Freitag, 1. Januar 2021

Der Break-Even einer Tiefkühltruhe

Dieser Beitrag richtet sich sowohl an Leute, die einfach erklärt bekommen möchten, was ein Break-Even ist, als auch an solche, die sich fragen, ob sich eine Tiefkühltruhe / ein Gefrierschrank lohnt.

Ich hab jahrelang darauf verzichten können, einen separaten Gefrierer anzuschaffen, weil die Tiefkühlfächer in den Kühlschränken meiner Mietwohnungen immer genug gross waren für meine Bedürfnisse. Als ich Mutter wurde, wurden die Anforderungen an die Grösse ebendieses Faches aber schlagartig höher. Jetzt wohne ich seit einigen Jahren in einer Wohnung, welche mit einem insgesamt einfach lächerlichen Kühlschrank ausgestattet worden ist - vor allem das winzige Gefrierfach ist einfach nur ein Witz.


Trotzdem, ich hatte keine Lust auf ein separates Gerät. Also kaufte ich halt öfter weniger ein und verwertete Reste schnell oder - tja - halt gar nicht. Mit Corona kam jedoch das Homeoffice. Den grössten Teil des gerade vergangenen 2020 verbrachten wir plötzlich zuhause. Die Restaurantbesuche, vor allem über Mittag, tendierten gegen null, einkaufen ging man seltener, da einem ja empfohlen wurde und wird, möglichst nicht unter Leute zu gehen, und man kaufte pro Einkauf mehr ein.

Wer kochen konnte, war 2020 mit Sicherheit besser dran, und die andern haben ihre Koch-Skills in dem Jahr bestimmt freiwillig aufgerüstet. Man hatte ja auch Zeit. Betty Bossi veröffentlichte im Frühjahr 2020 netterweise auch alle Rezeptbücher kostenlos auf ihrer Website (hammer Aktion gewesen, danke Betty).

So oder so - ich spielte 2020 oft mit dem Gedanken, mir ein externes Gefriergerät anzuschaffen. Nach reiflicher Überlegung hab ich dann am Black Friday zugeschlagen. Nach welchen Kriterien hab ich das Gerät ausgesucht?

Kriterien für ein Gefriergerät

  • Grösse: Gut überlegen, wo man das Ding hinstellen kann und wie gross es wirklich sein muss.
  • Truhe vs Schrank: Je nach Standort eignet sich das eine oder andere. Schränke haben praktischerweise Schubladen, welche die Ordnung vereinfachen. Truhen sind sicherer vor Kleinkindern, da sie sie nicht öffnen können.
  • Stromverbrauch / Energie-Effizienz: Ich würde nichts unter A++ kaufen, da diese Dinger das ganze Jahr Strom verbrauchen. Hersteller geben den Jahresverbrauch der Geräte an (dazu unten in der Break-Even Berechnung mehr). Das kann man online in effektive Kosten umrechnen.
  • Beleuchtung: Je nach Standort ist eine Innenbeleuchtung evt. wichtig.
  • No-Frost: Manche Geräte kommen mit einer Funktion, bei der sich kein Eis bildet. Erhöht jedoch den Preis. Ohne No-Frost sollte man das Gerät alle zwei Jahre mal abtauen und reinigen.
  • Räder / Rollen: Mir war wichtig, das Teil ohne fremde Hilfe bewegen zu können, daher nahm ich eins mit Rollen. Nachteil: Es kann u.U. auch etwas davonrollen, wenn man die Tür öffnet.
  • Gewicht: Je leichter es ist, desto einfacher wird ein Umzug oder eine Umplatzierung. Ein zu schweres Gerät wäre für mich nicht in Frage gekommen.
  • Preis: Hat direkten Einfluss auf den Break-Even (siehe unten)
  • Verfügbarkeit: Je eher du das Ding hast, desto eher sparst du Geld. Trotzdem lohnt es sich ggf., auf ein Schnäppchen zu warten.
  • Lieferkonditionen: Abholen willst du sowas eher nicht. ;-)
  • Warnsignal offene Tür / Störung: Hilft, wenn das Ding in Hörweite steht. Im Keller eher überflüssig.
  • Geräuschentwicklung: Wird vom Hersteller angegeben. Je tiefer, desto besser.

Break-Even Berechnung Beispiel Kühltruhe "Kibernetik 316L", freistehend



Stromverbrauch 

Ob man's glaubt oder nicht, das teuerste an einem Gefriergerät ist der Stromverbrauch. Dieser lässt sich relativ leicht ermitteln. Zuerst benötigen wir den Verbrauch des Geräts, in diesem Fall ist das 219 kWh pro Jahr gemäss Herstellerangaben. Dann brauchen wir natürlich die aktuellen Stromtarife des lokalen Anbieters, in meinem Fall das EKZ (Rp pro kWh):









Das Gerät wird permanent laufen. Den Anteil des Stromverbrauchs im Hoch- respektive Niedertarif-Bereich bestimmt man, indem man die vom Anbieter definierten Stunden pro Tarifzone pro Tag notiert und den prozentualen Anteil berechnet:




 



Von den 219 kWh pro Jahr entfallen also 42% / 91.98 kwH auf den Hochtarif à CHF 0.1898 und 58% / 127.02 kWh auf den Niedertarif à CHF 0.1348 = 17.12 + 17.46 = CHF 34.60

Dazu kommt noch der so genannte Grundtarif pro Jahr (siehe oben). Dieser wird für die ganze Wohnung pauschal abgerechnet. Da sehr viele Geräte in einer Wohnung am Strom hängen (z.T. auch der zur Wohnung gehörende Parkplatz mit einem eAuto), verzichte ich einfachheitshalber darauf, den Anteil des Gefrierers genau zu bestimmen und rechne pauschal CHF 15.- pro Jahr zu den jährlichen Betriebskosten: 34.60 + 15.00 = 49.60

Gerätekosten

Die Gefriertruhe an sich kostet in unserem Fall CHF 350.- inkl. MwSt. und Lieferung.

Gesamtkosten

Zusammen mit dem Stromverbrauch kostet uns diese Truhe im ersten Jahr also CHF 400.-

Einsparungen

Um den Break-Event zu berechnen respektive überhaupt einen erreichen zu können, gehen wir davon aus, dass wir natürlich Geld durch den Einsatz eines solchen Gerätes sparen. Wie kommen Einsparungen damit überhaupt zustande? Bei mir so:

  • Vermeidung von Food-Waste im Umfang von ca. CHF 30.- pro Monat (Reste einfrieren, nur das aus dem Gefrierer nehmen, was man wirklich braucht)
  • Einsparung von Strom und Zeit (!) beim neu Kochen vs Aufwärmen bereits gekochter, eingefrorener Speisen: CHF 30.- pro Monat (ich verrechne meine Arbeitszeit bewusst zu einem sehr tiefen Stundensatz in diesem Beispiel, in Wirklichkeit ist die eingesparte Lebenszeit natürlich unbezahlbar ;-))
  • Taktisch vorteilhaftes Einkaufen und Einfrieren preislich reduzierter Lebensmittel (etwa kurz vor Ladenschluss vor Feiertagen oder in Engros-Märkten): CHF 50.-/Monat
Total: CHF 110.- pro Monat * 12 Monate = CHF 1'320.-

Break-Even Resultat Kühltruhe

Der Break-Even der Tiefkühltruhe ist dann erreicht, wenn die Anschaffungs- und Betriebskosten gleich hoch sind, wie die Einsparungen. Dies ist bereits im ersten Monat der Fall, denn runtergerechnet auf den Monat kostet die Truhe CHF 33.-, spart aber CHF 110.- ein. Selbst wenn man alle Kosten im ersten Monat "aktiviert" (sorry für den Buchhalter-Slang), hat sich die Truhe bereits nach 3.6 Monaten gerechnet (400/110 = 3.63).

NACH diesen 3.6 Monaten spart man jeden Monat NETTO 110.-, konkret CHF 920.- im ersten und CHF 1'270.- in jedem darauffolgenden Jahr. Und so eine Truhe hält sicher mindestens 12 Jahre durch, wenn nicht länger = 15'240.- gespart! Da kann man sich vorstellen, dass es sich vielmehr lohnt, eine Gefriertruhe zu leisten, als immer ultrabillige Lebensmittel im Denner, Aldi oder Lidl zu kaufen. (Bio-Fleisch ist übrigens gerade nach Weihnachten ebenfalls um 25-50% reduziert und eignet sich perfekt zum Einfrieren.)

Fazit

Die Anschaffung eines Gefrierers lohnt sich nicht nur für Vielnutzer (Familien, Homeoffice-Arbeiter, Hobbyköche, Gärtner, Hundehalter...), sondern auch für Gelegenheitsnutzer. Selbst Leute, die nur Pizzas und Glacé darin aufbewahren, dürften weniger Food-Waste produzieren und Kosten beim Pizzalieferdienst einsparen.

Einziger Nachteil eines Gefriergerätes ist der Platzbedarf und manchmal auch die Geräuschkulisse. Ich persönlich würde daher nie eine Gefriertruhe in Hörweite (sprich in die Wohnung) stellen, weil mich zuweilen bereits die Geräusche des unvermeidbaren Kühlschranks stören. Im Keller steht so ein Gerät aber gut (sofern ein Stromanschluss zur Verfügung steht) und der regelmässige Gang dahin (mit Treppe statt Lift) führt auch zu etwas mehr Bewegung.

Übrigens: Der Grund, weshalb ich mich für eine Kühltruhe entschieden habe und nicht für einen hübschen Gefrierschrank mit praktischen Schubladen ist der: Sollte der unwahrscheinliche (?) Fall eintreten, dass das Gerät einen Totalausfall erleidet und der Inhalt zwangsläufig auftaut, wird die Kühltruhe nicht auslaufen. Ein Schrank schon. Und auf die Sauerei kann ich wirklich verzichten.

Und nun noch von mir: Happy new year und viel Spass beim Frosten!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen