Über Lohnungleichheit, und was frau dagegen machen kann, schreibe ich ein andermal - das ist ein mühsames Thema. Die "Pink Tax" kannst du aber jetzt und einfach vermeiden.
Der Industrie verbieten, an Frauen gerichtete Produkte teurer zu verkaufen, kann und sollte man nicht. Es ist ein freier Markt und soll es bleiben. Sprich, solange die Konsumentin bereit ist, für ein gewisses Merkmal (meistens einfach eine rosarote Verpackung) mehr zu bezahlen, soll sie. Eine Ausnahme fände ich höchsten dort angebracht, wo Frauen keine Alternative haben.
Wie umgeht frau also die Pink Tax?
1. Eigene Einstellung ändern
Wieso in aller Welt sollte man dem Gottimeitli eine rosarote Kamera kaufen, wenn es dieselbe in hellblau zwanzig Franken günstiger gibt? (Siehe Spot oben) Verabschieden wir uns doch von diesem Hellblau-für-Jungen und Rosa-für-Mädchen Bullshit. Man nennt das Gender-Limitation. Mein Sohn trägt oft rosarot und findet das nicht schwul. Wieso sollte er, er weiss noch gar nicht, was schwul ist. Dieser Gender Bullshit fängt bei der Erziehung unserer Kinder an und genau dort gehört er auch abgestellt.
2. Preise vergleichen, konsequent das günstigere Produkt kaufen
Klingt einfach, tun aber viele nicht. Nehmen wir mal das bekannte Beispiel Rasierer. Kassensturz hat den Qualité et Prix (Coop) 5-Klingen Rasierer "His Way" (für Männer haha) mit der Bestnote 5.5 ausgezeichnet. Kostet CHF 7.- Der absolut vergleichbare ABER ROSAROTE Rasierer "Wel" (für Frauen lol) kostet CHF 9.- Das sind 28.5% Preisunterschied! Man zahlt fast einen Drittel mehr für ROSAROT. Geschenkt!! (Quelle Coop Website).
Es gibt auch Produkte, die sich nicht exakt vergleichen lassen und bei denen wir tendenziell nicht zugreifen würden, weil sie wirklich für Männer gemacht zu sein scheinen. Beispiel Shampoo: Sie unterscheiden sich vor allem durch den Duft. Das jeweilige Marketing der Kosmetikfirmen macht uns zudem weis, das Produkt würde Nachfetten verzögern, mehr Volumen oder Glanz geben etc etc. Dafür zahlen wir einen hohen Preis (wie auch für Makeup...). Ich empfehle, einmal die geschlechtsneutralen Produkte auszuprobieren. Zum Beispiel den Amazon Renner "ArtNaturals" Argan Oil Shampoo.
3. Crossdressen
Was hab ich gelacht, als die "Boyfriend Jeans" aufgekommen sind! X-D Abgesehen davon, dass ich nie so hässliche Hosen tragen würde - aus Marketingsicht genial! Da nimmt man die stinknormalen Männermodelle, verdoppelt den Preis und verkauft es an die Damen. Toll.
Bei Basics wie Pullover, T-Shirts, Trainerhosen und Turnschuhen (!!) lohnt es sich, bei der Männer-Abteilung (online oder offline) rein zu schauen. Gerade wenn man den "Oversized" Look mag. Ich hab fest gestellt, dass mir die Feinstrickpullis der Männer in Grösse S sogar besser passen, als die Frauenmodelle - die Ärmel sind endlich genug lang und die Leibhöhe ist grosszügig. So friere ich auch nie an die Nieren.
4. (Schmerz-)Medikamente, Vitamine und Tampons im Ausland kaufen
In Holland zahlt man 15% des Schweizer Preises für Medikamente (Quelle Preisüberwacher CH):
Was hat das mit Pink Tax zu tun? Direkt nichts, indirekt geben aber viele Frauen sehr viel Geld für die Anti-Baby-Pille, Schmerzmittel (Regelschmerzen), Nahrungsergänzung (z.B. Vitamin D3- und Eisenmangel) sowie natürliche Heilmittel gegen Stimmungsschwankungen aus. Das hat nichts mehr mit Eitelkeiten wie bei der Kosmetik oder Mode zu tun, das sind einfach notwendige Produkte für Frauen, die verdammt ins Geld gehen. :(
Wer kann, soll darum gerade nicht kassenpflichtige Medikamente und Vitamine im Ausland kaufen / via Versand (an ein Paketfach) liefern lassen. Hier finden sich (ganz unten) Preisvergleichs-Listen der Medikamente je Land (offizielle Website des Preisüberwachers). Bei den kassenpflichtigen Medikamenten (also verschreibungspflichtige) rechnet man allgemein damit, dass die Krankenkassen in Zukunft auch die im Ausland gekauften vergüten dürfen (NZZ Artikel Juli 2017). Im Moment sind die Pharmalobbies noch zu stark für diese Änderung...
5. Verhandeln
Nehmen wir mal an, beim Coiffeursalon würden sie dir für denselben Kurzhaarschnitt doppelt so viel verrechnen, wie einem Mann. In diesem Falle würde ich behaupten, ich sei ein Mann. Kommt mir die Person dann blöd, behaupte ich, ich sei transgender. Ich behaupte, in 99% der Fälle kommt dann kein Argument mehr. Es gibt ja auch keinen logischen Grund, für dieselbe Arbeit mehr zu verlangen, bloss weil ich ein Mädchen bin. Eh? Oder? In den USA hat sich übrigens ein Geschäft etabliert, das NUR Waschen/Legen/Föhnen anbietet - The drybar. Dies, weil die Gründerin fand, dass sie viel zu viel fürs Haare stylen bezahlte. Leider noch nicht in der Schweiz angekommen, aber es wäre auch hier ein Erfolg.
Rachel McAdems mit perfekter Frisur in "Red Eye" |
Auch wird oft behauptet, in der Chemischen Reinigung würden Frauen mehr bezahlen. Ich gehe selten zur chemischen Reinigung, habe also die Preislisten nicht im Kopf. Tendenziell kann ich aber kein Vergehen dabei finden, wenn für eine Damenseidenbluse mehr verrechnet wird, als für ein Baumwollherrenhemd. Sind die Stücke aber praktisch nicht unterscheidbar, würde ich mit der Chefin / dem Chef der Reinigung das Gespräch suchen. Lenkt sie / er nicht ein, würde ich drohen, den Laden in Social Media anzuschwärzen. Dabei dann aber bitte sachlich bleiben (Google Bewertungen sind recht beliebt).
Auch empfehle ich, ausschliesslich mit UBER Taxi zu fahren. Mir ist es schon oft passiert, dass ich von Taxifahrern beim Preis verarscht wurde. Sicher, kann auch Männern passieren, ich schätze aber, dass Frauen davon häufiger betroffen sind. Bei UBER sind die Preise für Männer und Frauen soweit ich weiss gleich. ;-)
6. Verzichten
Anstatt Pink Tax zu zahlen, verzichte ich doch lieber ganz. Etwa bei der chemischen Reinigung. Kleidungsstücke, die angeblich in die Reinigung gehören, kann frau meistens auch zuhause reinigen. Let's not kid ourselves.
Also liebe Frauen, viel Spass beim sparen!