Freitag, 15. Februar 2013

Mobilität - Moderne Nomaden

Wer viel reist, sei es privat oder geschäftlich, wer vielleicht sogar mehrere Wohnsitze unterhält, der macht sich früher oder später Gedanken über die Optimierung der persönlichen Mobilität - hier ein paar Tipps über das Managen von Devisen, Daten bis zur Organisation von Transportmitteln oder Hausrat.



1. Devisen


Leider braucht's im Jahr 2013 auch in Europa verschiedene Devisen. Auf einem Multi-City Trip Zürich - Paris - London brauch ich allein schon drei. Sehr nervtötend. Man könnte sagen; Zahl doch einfach mit Kreditkarte? Deren Abzockerei geht mir aber tierisch auf den Sack. :) Schlechtest möglicher Wechselkurs und so genannte Fremdwährungsspesen von ca. 2%. Hinzu kommt, was mir ja egal sein könnte (es aber nicht ist) - die Spesen, die die Shops haben, wenn ich mit Plastik zahle, besonders Amex (darum wird sie oft gar nicht akzeptiert). Ausserdem ist Bargeld nach wie vor schneller und hinterlässt weniger Spuren. ;)

Also was tun? Die Lösung ist relativ simpel - für den Euro-Raum empfiehlt sich dem Eidgenossen ein Euro-Konto bei der Bank seines Vertrauens samt zugehöriger Bank- und Kreditkarte. So entstehen nur dann Spesen, wenn gelegentlich CHF-Devisen auf das EUR-Konto verschoben werden. Der Wechselkurs ist dabei aber sehr viel besser als der der Kreditkarten-Banken (ConerCard, Swisscard, Amex etc.). Nachteil: Dieses Geld ist auf dem Fremdwährungskonto tendentiell "geparkt" - eine Rückverschiebung bedeutet immer einen Verlust (Brief-/Notenkurs).

Wer einen online Handel (aus der Schweiz heraus im EU Raum) betreibt oder Dienstleistungen multinational anbietet, steuert die EUR-Zahlungen natürlich aufs EUR-Konto, die CHF-Eingänge aufs CHF-Konto. Somit lassen sich ungünstige Devisen-Transaktionen bis zu einem Grad ebenfalls umgehen.

USA: Wer häufig in den Staaten unterwegs ist und Devisenspesen ebenso vermeiden möchte wie Übergriffe durch diesen Schizo-Polizeistaat, eröffnet am besten ein Konto in Kanada. Abgesehen davon, dass das Land auch viel zu bieten hat und viel weniger Schizo ist, kriegt man bei praktisch jeder Kanadischen Bank zum CAD- ein günstiges USD-Konto. Voraussetzung: Für die Eröffnung eines Kontos in Kanada benötigt man eine Kanadische Post-Anschrift sowie eine Sozialversicherungsnummer oder einen Visitor Record. Letzteren kriegt man bei der Einreise vom netten Beamten. Für eine Kreditkarte muss ein "Security Deposit" in der Höhe der monatlichen Limite hinterlegt werden. Spesen für Devisentransfers nach Kanada sind teurer als innerhalb von Europa, daher empfehle ich gelegentliche Bareinlagen (Amex Traveller Cheques werden ausserdem kostenfrei 'gecashed'). :)


2. Mobilkommunikation


Allerwichtigstes Gebot: Kaufe niemals vergünstigte Smartphones in der Schweiz (z.B. gekoppelt an einen Swisscom Vertrag) wenn Du im Ausland den lokalen Anbieter nutzen willst. Dank Simlock wird Dein Smartphone den neuen SIM-Chip nicht akzeptieren und ein Jailbreak ist dank den häufigen OS-Updates immer schwieriger.

Wer teure Roaming-Kosten vermeiden will geht also wie folgt vor:

  1. Smartphone (ich empfehle iPhone) ohne Simlock erwerben, nennt sich "SIM-free" (z.B. bei Digitec oder Apple)
  2. Kontakte und andere Daten immer auf dem Gerätespeicher ablegen, nicht auf dem SIM-Chip (falls das heute überhaupt noch jemand macht...)
  3. Daten-Roaming deaktivieren, bevor Du ins Flugzeug steigst.
  4. In den Ländern, die Du besuchst, eine Prepaid Sim-Karte kaufen. Chip auswechseln - fertig!

Wo bin ich schon wieder??
Ein Wort möchte ich noch loswerden zu dem blöden Daten-Roaming-Thema: In den meisten entwickelten Metropolen westlicher Staaten finden sich kostenlose WiFi Netze, die Datentransfers via Mobilfunknetz hinfällig machen. Es ist zugegebenermassen umständlicher, oft langsamer und tendenziell weniger sicher, sich immer wieder in gratis WiFis einzuwählen, aber eine kostengünstige Alternative auf Reisen.

Ein Tipp ausserdem: In Luxus Shopping-Malls finden sich häufig gratis WiFis mit extrem guter Bandbreite die zudem von fast niemanden genutzt werden. Ideal für einen Skype-Anruf nachhause. ;)


3.) Daten


Ich habe einige Anbieter getestet, auch Google Drive, und halte Dropbox nach wie vor für den besten Cloud-Storage Dienst. Obwohl Dropbox etwas teurer ist als Google Drive gefällt mir die lokale Integration (Windows 8) sowie die Benutzerführung einfach besser.

Wer seine Musik liebt und gern eine Alternative zur copyrechtlich frigiden iTunes Cloud hätte, kann sich auf Google Play freuen. Im Moment leider in der Schweiz noch nicht erhältlich wird es Google Play demnächst erlauben, bis zu 20'000 Songs gratis online zu 'lagern' (meine gesamte alte CD-Sammlung!) und sie sich von dort dann on demand auf seine Geräte zu streamen - also egal wo wir sind, egal ob uns grad unser iPhone UND der Laptop UND der iPod gestohlen worden sind - wir müssen nie ohne Musik leben. ;) Google Play wird alle iTunes Features abdecken, einfach gratis.



4.) Schriftenverkehr



Die Schweizerische Post bietet einen Service genannt "Swiss Post Box"; Er ist genial denn er ermöglicht Nomaden-Schweizern einen offiziellen Wohnsitz in der Schweiz ohne jemals in der Schweiz zu sein. Wie? Ganz einfach: Für CHF 12.- erteilst Du der Schweizer Post eine (auch temporäre) Vollmacht, Schriften für Dich zu empfangen. Die eintreffende Post (auch Pakete) werden zunächst ungeöffnet gescannt. Du wirst per Mail benachrichtigt, wenn Post für Dich eingetroffen ist. Per Klick entscheidest Du, welche Briefe geöffnet, gescannt und gemailt, Dir physisch nachgeschickt oder geschreddert werden sollen. Das Schreddern ist gratis. :) Pakete kannst Du auch an eine andere Adresse weiterleiten lassen (aber ähm... vielleicht bestellst Du die direkt an Deinen eigentlichen Aufenthaltsort ;)).

Dies kombiniert mit der heute in vielen Kantonen möglichen elektronischen Stimmabgabe und halb-elektronisch machbaren Steuererklärung ist ein wichtiger Schritt in die totale Unabhängigkeit von uns Eidgenossen und Eidgenössinnen! Hurra!

Ach, es gibt übrigens zusätzlich noch die Möglichkeit, via "Incamail" - ebenfalls ein kostenpflichtiger Service der Post - offizielle Behördenkommunikation elektronisch abzuwickeln. Ich persönlich finde die obige Variante allerdings cooler. So oldschool. ;)

5.) Transportmittel / persönliche Mobilität


car2go vor der Skyline von Vancouver
In grösseren Städten verbreiten sich seit einiger Zeit Carsharing Konzepte. Car2Go, eines der erfolgreichsten Unternehmen im Bereich, bietet seine coolen, praktischen Smarts bereits in 18 Städten weltweit an, u.a.: Amsterdam, Berlin, London, Miami, Seattle, Vancouver oder Washington. Leider sind die Städte trotz gleichem Franchise nicht miteinander verknüpft, weshalb ich heute noch mehrere Car2Go Mitgliedschaften / Karten lösen muss.

In Australien gibt's GoGet Car (Sydney, Melbourne, Adelaide und Brisbane) oder greensharecar (inkl. Tasmanien).

In Paris steht einem mit Autolib sogar ein Elektro Carsharing Angebot zur Verfügung. Wer mehr Frischluft mag, kann auch eines der 20'000 (in der ersten halben Stunde kostenfreien) Elektro-Velos Vélib benutzen - angeblich findet sich in Paris durchschnittlich alle 300m ein Vélib-Velostand.

Eine Reihe Vélib eVelos in Paris
Es ist zu erwarten, dass sich in vielen grösseren Städten immer einfachere und günstigere Carsharing Angebote als Alternative zum öffentlichen Verkehr etablieren werden. Ideal vor allem für Frauen, die sich in Bussen, der Métro oder Zügen nicht sehr wohl fühlen und sich eine vergleichsweise günstige, aber vor allem unkomplizierte Möglichkeit wünschen, Autos zu mieten.

Für Männer und Risikofreudige besteht auch immer die Möglichkeit, einen der vielen 'share a ride' Dienste zu nutzen - dabei posted jemand die Strecke, die er zu fahren beabsichtigt, und Mitfahrinteressierte können 'aufspringen' - Bezahlung nach Vereinbarung, oft beteiligt sich der Mitfahrer einfach am Benzin. Nachteile: Zuverlässigkeit, Flexibilität und persönliche Sicherheit sind nicht unbedingt gegeben. Meiner Meinung nach kann man da genauso gut per Autostopp reisen.

6.) Hausrat


Wer auf 'Achse' ist und im Schnitt vielleicht ein halbes Jahr an einem Ort bleibt um dann wieder den nächsten Kontinent zu "hopsen" hat neben obigen Herausforderungen vor allem das Problem Hausrat zu lösen. Seine sieben Sachen von einem Kontinent zum andern zu befördern ist nicht nur teuer sondern auch mühselig und zeitraubend.

Wer unbedingt einen Hausrat mit sich um den Globus schleppen will, sollte folgende Tipps beachten:

  1. Lass Deinen (neuen) Arbeitgeber für den Umzug bezahlen. Meistens wartest Du dann ca. 5 Wochen bis Deine Sachen per Schiff am neuen Ort ankommen, aber immerhin werden sie i.d.R. von der Speditionsfirma bei Deiner alten Wohnung geholt und in die neue geliefert.
     
  2. Verzichte auf Möbel, vor allem von IKEA. IKEA gibt es auf der ganzen Welt und es ist in aller Regel günstiger, das Bett am alten Ort zu verticken (z.B. auf Craigslist) und es am Neuen neu zu kaufen, als es zu verschiffen.
     
  3. Beschränke Dich auf die Sachen, die Dir wirklich lieb, teuer und somit schwer zu ersetzen sind. Ich meine - honestly - cooles Snowboard, aber wolltest Du für die nächste Saison nicht eh ein Neues kaufen? :) Und was ist mit diesem Drucker, der kostet unter 200.-, auf der ganzen Welt, nimm lieber die Patronen mit!
     
  4. Hab 'zuhause' - wo auch immer das ist - dein 'Basislager', z.B. der Keller Deiner Eltern oder halt eine Einstellbox. Wenn Du vom Winter in Kanada in den Sommer in Sydney reist, machst Du Zwischenstopp und wechselst das Equipment aus. So bist Du immer mit leichtestmöglichem Gepäck unterwegs und vielleicht, nur vielleicht, reichen Dir dann die zwei, drei Koffer, die Du mit dem Flugzeug mitnehmen kannst.

Happy travelling!


Magst Du meinen Blog? Spendier mir einen Bloody Mary! :)   


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen