Samstag, 9. Februar 2019

Sind Jeggings emanzipiert?

Bei manchen Frauen sehen sie gut aus, die engen Hosen. Jeggings, Leggins, Slim Fit Jeans, Push up Jeans etc. genannt. Bei vielen Frauen wirken sie mehr als unvorteilhaft und immer ist ihnen eine Eigenschaft gemein: Sie sind meistens unbequem und passen somit nicht zu emanzipierten Frauen.

Ich habe nichts gegen knallenge Hosen, wenn sich die Trägerin darin wohl und attraktiv fühlt. Ich hab aber etwas gegen alle Kleidungsstücke, Schuhe und Accessoires, die unbequem, schmerzhaft und somit auf jeden Fall schlecht für die Gesundheit sind, denn diese trägt Frau nur, um Aussenstehenden zu gefallen.

Warum aufgebretzelt ins Büro? 
Schon oft habe ich in meinem Blog dazu geraten, sich zumindest fürs Büro aus Prinzip nicht "aufzubretzeln". Selbst 20 Minuten hat am 28. Januar einen Video-Beitrag gebracht, in dem Passanten an der Zürcher Bahnhofstrasse gefragt werden, wieso sie sich für die Arbeit so herausputzen. Die Leute scheinen sich nicht viel dabei zu denken. Es ist ja auch schön, wenn man im Büro als gepflegt wahrgenommen wird. Aber gepflegt reicht. Wer zu viel auf sein Äusseres gibt, muss sich nicht wundern, wenn er darauf reduziert wird.

Gepflegt vs Ungepflegt - Hinterfrage deine Singalwirkung

Weiss ja nicht, wie es dir geht, aber ich hatte leider oft mit Arbeitskolleginnen zu tun, die knallenge Stretch-Hosen und "Aus-Prinzip-eine-Nummer-zu-kleine"-Pullover trugen, aber oft schon Vormittags müffelten. Trotz unwichtiger Position im Unternehmen kamen andere im Blazer zur Arbeit, hielten frisch gewaschenes Haar aber offensichtlich für überbewertet.

Kristen Stewart mit schmuddel-Haar
Meiner Meinung nach haben sie es nicht verstanden. Was für eine Message bringen die damit rüber? Haben sie den geringsten Hauch einer Ahnung, wie viele Negativpunkte sie für die Schweisswolke und den ekligen Anblick strähniger, fettiger Haare kriegen? Ein Mensch - egal ob Mann oder Frau - duscht, wäscht sich das Haar, benutzt Deodorant, trägt frische Kleidung zur Arbeit. Alles andere ist respektlos sich selbst und den Arbeitskolleginnen und -kollegen gegenüber.

Und hier sprechen wir noch nicht mal vom Look, sondern nur vom baren Minimum, das man von uns Berufstätigen erwarten kann.

Eingeengt vs Emanzipiert - Hinterfrage deinen Stil

Okay, und um gleich zurück zu kommen auf die knallengen Hosen, die seit JAAAAAHREN in Mode zu sein scheinen... sie stehen nicht vielen, denn sie betonen das, was da ist. Und auch das, was nicht da ist. Sprich: Wenn eine Frau Pölsterchen hat, dann sieht man die, Stichwort "Muffin-Top". Wenn sie einen "Flat-Ass" hat, dann sieht man halt auch das. Und bei Leggins, die mittlerweile zum Glück den Slimfit Jeans weichen, sieht man auch Cellulite. Mancher jungen Frau hätte ich gewünscht, sie hätte sich zuhause einen Blick in den Spiegel - auf den Arsch - erlaubt, bevor sie so aus dem Haus gegangen ist.

Es sieht also oft scheisse aus. Was aber noch schlimmer ist: Oft sind diese Misthosen verdammt unbequem. Das Problem ist, dass Frauen durch den sehr hohen Stretch-Anteil zum Glauben verleitet werden, das Kleidungsstück würde passen. Dabei ist es häufig zu eng. Wann ist sie zu eng?
Zu enge Hose

  • Wenn du in die Hocke gehst, und der Bund hinten so weit runterrutscht, dass man deinen "Bumb Crack" (Arschspalte) sieht
  • Wenn hinten am Oberschenkel Querlinien zu sehen sind (der Stoff wird dann von links nach rechts gespannt)
  • Wenn sich beim (am Schreibtisch) sitzen in der Kniekehle Röllchen bilden welche die Blutgefässe einengen (sehr unangenehm, aber viele scheinen es einfach zu ignorieren)
  • Wenn sich der Stoff beim sitzen links und rechts im Schritt anliegt und die Vene eindrückt (auch übelst für die Blutzirkulation in den Beinen)
  • Wenn deine Arschbacken zusammengedrückt werden (häufig resultiert daraus dann ein dunkler Schatten im Spalt oder vermehrte Schweissbildung)

Warum tun sich Frauen das also an? Ich meine, okay, im Ausgang, für ein paar Stunden in einem Club, zeigen was man hat, im Halbdunkeln etwas schummeln mit dem Kompressionseffekt einer Stretch-Hose, aber im Büro!?! Den ganzen Tag?!?


Ich behaupte, weil sie nicht emanzipiert sind. Im Büro hat keiner deinen Arsch zu bewundern. Es geht sie streng genommen nicht mal was an, dass du einen hast. Du müsstest im schwarzen, losen Overall kommen dürfen, denn es hat sie bloss deine Leistung zu interessieren (ausser bei Moderatorinnen / Moderatoren und dergleichen).

Emanzipierte, elegante Hosen, die auch bequem sind

Um die Phantasielosigkeit rund um enge Hosen zu durchbrechen, hier konkrete Vorschläge für bequeme, edle Eleganz - ganz unaufgeregt und passend für jede Saison...

Stoffhosen

Französischer Chic - Zigarettenhose

Zigarettenhose von Cyrillus
Wer lieber erst einmal einen sanften Entzug von der engen Jeans / Jeggings machen möchte, dem empfehle ich die immer noch sehr schmal geschnittene Zigarettenhose. Sie verschmälert sich nach unten leicht und sitzt alles in allem figurbetont. 

Das Heikle hier ist: Sie verzeiht Pölsterchen nicht wirklich. Zumindest, wenn man sie von der Stange kauft. Passt sie nicht, ist auch sie unbequem, denn sie wird üblicherweise aus unelastischem Gewebe gefertigt. Wer weibliche Kurven hat, sollte sie sich massschneidern oder zumindest anpassen lassen. Die Zigarettenhose ist meiner Meinung nach vor allem etwas für schlanke Frauen, dafür steht sie auch kleineren.



Vom Büro direkt ins Weekend - gepflegte Chinos


Weiss Chino-Hose, sportlich gestylt
Chino-Hosen sind Allrounder. Man kann sie ins Büro ebenso tragen wie in der Freizeit. Anders als Zigarettenhosen haben sie keine Bügelfalte und laufen nach unten nicht ganz so schmal zu. Oft findet man Chinos auch mit Elasthan-Anteil, was sie flexibler macht, und meistens kommen sie in einer grossen Farbauswahl. 

Gerade bei Männern sind farbenfrohe Chinos beliebt (oder dann der beige Klassiker). Auch bei dieser Hose gilt aber: Sie sollte locker sitzen. Wenn du ums Gesäss fülliger bist, achte gut auf die Passform. Im Zweifel, kauf eine Nummer grösser und lass sie dir bei der Änderungsschneiderei auf deine Rundungen anpassen. Im Sommer wirkt es übrigens sportlich, wenn man sie etwas hochkrempelt und zu einem Poloshirt kombiniert.

Frauen, die wenig Gesäss haben, müssen sich bewusst sein dass die Chino auch das nicht versteckt...

Alleskönner Bundfaltenhose

Elegante Bundfaltenhose
Frauen, die sehr dünn sind und ein *hüstel* unausgeprägtes Gesäss haben, sollten Bundfaltenhosen ausprobieren. Durch die Falten hinten und vorne (und vielleicht etwas festerem Gewebe, je nach Modell) steht der Stoff etwas ab und kaschiert fehlende Rundungen.

Diese Hose eignet sich aber auch für Damen mit Rundungen, etwa an den Oberschenkeln. Einfach eins muss frau immer beachten: Anliegen darf diese Hose im stehen nie. Also genug gross kaufen. Die Eleganz kommt vom Sitz, vom Material, von der fliessenden Qualität - und natürlich davon, dass sich jede Trägerin darin pudelwohl fühlen wird. ;-)


Gepflegte Jogg-Pant / Jillian Pant


Jogg-Pant / Jillian-Hose
Ein Mix zwischen Trainerhose und Anzughose. Super bequem wie ersteres, manchmal fast so edel wie das letztere. Jillian Pants sind etwas für selbstbewusste Frauen, die mit Konventionen brechen. Frauen, die keine engen, unbequemen Sachen mehr tragen, die Persönlichkeit zeigen und sich sorge tragen.

Kombiniert mit Heels (auch halbhohen) sowie einer fliessenden Bluse steht das Outfit dann einem klassischen Anzug in nichts nach, besonders nicht Punkto Modernität. Aufpassen hier einfach beim Material: Polyester lädt sich schnell elektrostatisch auf und kann dann an der Haut "kleben". Besser sind Baumwolle, Wolle oder Viskose.

Übrigens kann man den legèren Touch der Jillian mit Schmuck und einer hochwertigen Handtasche weiter ausbalancieren.



Variationen in der Höhe - Lang, Knöchellang, 3/4, Capri, Culotte...

Fliessende Culotte aus Modal
Je nach Körperbau können kürzere Hosen mit Heels sehr viel zum positiven Gesamtbild beitragen. Füllige Frauen verzichten besser auf Marlene-Hosen, da sie dann aussehen wie ein "Pflock". Aber auch sehr eng-anliegende Hosen sollten sie nicht tragen. Wenn die Waden noch schlank sind, sehen Caprihosen oft sehr gut aus (oder dann gleich ein Jupe).

Grosse Frauen verkürzen sich optisch mit Culottes. Kleine Frauen strecken sich mit "hochwasser"-Hosen und nude-farbenen Heels. Schlanke Frauen sehen super elegant aus in fliessenden, weiten Hosen (siehe rechts) und Jumpsuits.


Wer übrigens keine hohen Heels mag (vor allem nicht fürs Büro und fürs ÖV-Pendeln...), jedoch trotzdem etwas in seiner Gesamthöhe tricksen will, soll doch einmal elegante Plateauschuhe, moderate Keilsandaletten oder erhöhte Espadrilles ausprobieren.

Last but not least - du strahlst aus, was du fühlst

Keine noch so teure Hose ist ihr Geld wert, wenn du dich darin unwohl fühlst. Nimm dir die Zeit, deine Garderobe zu pflegen: Sortiere aus, was dir nicht mehr passt, nicht mehr schön aussieht oder schlicht zu aufwendig in der Pflege ist. Wer keine Zeit hat, ein Seidenhemd zu waschen, und auch kein Geld für die Reinigung, der soll sich davon trennen.

Merk dir auch die Tage, an denen du dich besonders hübsch fühlst. Merk dir das Outfit, das du anhattest, und frag dich, wieso du darin besser ausgesehen hast, als in einem andern. Manchmal finden wir nur so zu unserem besten Stil.

Viel Vergnügen!

How to wear a Jumpsuit